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Von der Schuhreparatur bis zur Buchbestellung
Die Aktenordner stehen ganz oben im Regal. In Reih‘ und Glied, wie sich das für Aktenordner gehört. Darunter finden sich Karten. Für Geburtstage. Für Sterbefälle. Für jeden Anlass. Geschenkpapier? Aber sicher gibt es das im Geschäft von Ulrike Hollatz am Holzener Weg. Dazu sind Stifte im Angebot. Oder Geodreiecke. Überhaupt Schulbedarf. Ulrike Hollatz führt nämlich eine Schreibwarenhandlung. Und doch ist ihr Geschäft weitaus mehr als das.
Seit 2005 steht sie hinter ihrem kleinen Tresen im Geschäft zwischen Hermann-Löns-Weg und Kreuzstraße. Dass sie einmal Inhaberin einer Schreibwarenhandlung sein würde, hatte sie nicht geahnt, als sie nach dem Besuch der Grundschule in Holzen und der Realschule am Bohlgarten ihre Ausbildung zur Bankkauffrau absolvierte. „Ich habe drei Kinder groß gezogen“, erklärt sie, warum sie in ihrem Lehrberuf eine Pause einlegen wollte. Und dann kam der Zufall ins Spiel. „Ich habe in diesem Geschäft immer eingekauft und habe so erfahren, dass sich meine Vorgänger zur Ruhe setzen wollten“. Also hat Ulrike Hollatz gehandelt. Sie klopfte an bei der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft als Eigentümerin der Immobilie, rannte dort offene Türen ein und profitierte von der großen Bereitschaft der GWG, die neue Mieterin zu unterstützen. „Das war alles nur eine Formsache“, erinnert sie sich.
Tja, und seitdem hat sie ihren festen Platz – nicht nur bei der GWG, sondern auch bei ihren Kundinnen und Kunden. Sie hat viele davon, wechselt mit jedem ein paar Worte und fungiert auch schon mal als Sorgentante. Sie kennt ihre Leute, und die Leute kennen sie. „Ich bin eine von ihnen“, sagt die 50-Jährige, die sich scheinbar durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Der Strom von Leuten reißt nicht ab, der eine holt sich seine Zigaretten, die andere eine Zeitung. Zwischendurch klingelt das Telefon, muss Ulrike Hollatz eine Bestellung aufgeben.
Sie führt ihr Geschäft alleine. Wenn Not an der Frau ist, springt schon mal ihre Mutter ein. Ansonsten leistet sie ihre 44-Stunden-Woche alleine. Und verkauft nicht nur Zigaretten, Zeitschriften oder Schreibwaren. Bei Ulrike Hollatz können Bücher bestellt werden, Pakete abgegeben werden. Oder Wäsche. Und Schuhe zur Reparatur. Handykarten können erworben werden. Sperrgutkarten. Restmüllsäcke. Papiersäcke für den Biomüll. So geht Schreibwaren heute. Sehr erfolgreich sogar.