Nr. 75, November 2019 | GWG SCHWERTE - Gut und sicher wohnen

einfach sympathisch 9 W enn Claudia Schäfers den Pfeil in den Bogen legt und die Sehne spannt, dann lenkt sie ihre volle Konzentration auf eine Zielscheibe, die bis zu 50 Meter weit ent- fernt ist. „Wenn man noch andere Sachen im Kopf hat, dann klappt es nicht”, weiß die Sportlerin aus Erfahrung. Im Behinderten- Leistungssport im Bogenschießen ist sie mehrfache Deutsche Meisterin und Vize- meisterin. Die 52-jährige ist seit einigen Jahren wegen einer Autoimmun-Erkrankung auf einen Roll- stuhl angewiesen, dadurch hat sich ihr Leben völlig verändert. Vom väterlichen Betrieb angeregt, hatte die gebürtige Bochumerin in jungen Jahren Gas- und Wasserinstallateurin gelernt und noch eine Ausbildung zur Energie- und Anlagen- elektrikerin drangehängt. Nach der Prüfung machte sich die Krankeit bemerkbar, die nur ca. 50 Menschen welt- weit haben und die lange von den Ärzten nicht erkannt wurde. An eine Ausübung des Berufs war bald nicht mehr zu denken. Berufsträume aufgegeben Aber, Claudia Schäfers lässt sich nicht un- terkriegen. Sie begann ein Studium zur Opernsängerin. Als Sopranistin mit einer großen und kräftigen Stimme schien der Berufstraum als Sängerin in Erfüllung zu gehen. Doch die Krankheit wurde stärker. Aus „Sicherheitsgründen” durfte sie mit ei- nem Rollstuhl nicht auf die Bühne und der große Traum einer Bühnenkarriere musste aufgegeben werden. Wer jetzt meint, nach so viel Rückschlägen hätte Claudia Schäfers resigniert, irrt ge- waltig. Trotz der fortschreitenden Krank- heit, verbunden mit der täglichen Einnahme von 18 unterschiedlichen Medikamenten und nach bisher 56 größeren Operationen – die kleineren zählt sie nicht – regelmäßiger Physiotherapie und vielen Arztbesuchen, verblüfft sie viele Mitmenschen mit ihrer ungewohnten Fröhlichkeit und Offenheit. Wer gegenüber Menschen mit Behinderun- gen unsicher ist, das Richtige zu tun, erlebt hier eine ganz neue Situation. Allerdings wird ihr Optimismus und die Fröhlichkeit auch oft falsch verstanden und die schwere Erkrankung unterschätzt. Zu den großen Glücksmomenten gehört die GWG-Wohnung an der Schützenstraße – das Gebäude war von Anfang an barriere- frei geplant. „So einen Vermieter hatte ich noch nie” strahlt Claudia Schäfers und ist jeden Tag überglücklich mit ihrer „perfek- ten” Wohnung, die ihr größtmögliche Selbst- ständigkeit ermöglicht. Als dann noch ihre Eltern ins Haus gegen- über einziehen konnten, war das Glück voll- kommen. Die Wohnung der Eltern ist nur wenige Schritte durch den Garten entfernt. Sport ist die beste Medizin Sie hat nie aufgegeben – erst versuchte sie es mit Rollstuhl-Basketball, doch dann kam sie über Freunde zum Bogenschießen. In der Küche ist alles vom Rollstuhl aus erreichbar. Barrierefrei ist im Haus alles, Kleinig- keiten wurden noch verbessert. Für Claudia Schäfers ist es ein großes Glück, diese Woh- nung gefunden zu haben. Das umgebaute Auto bietet viel Komfort , vor allem aber jeder- zeitige Mobilität – und die nutzt sie auch. Als die Fotos entstanden, war sie mitten in den Vorbereitungen für einen Wettbewerb und hatte das „Tape” auf ihrem Arm zum präzisen Bogenschießen bereits angebracht.

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